Die Ruhe nach dem Sturm( shortstorry )

0 Conversations

Die Ruhe nach dem Sturm
Von Sascha Colmsee

Wieder einmal lag er hellwach in seinem Bett und das mitten in der Nacht . Wieder einmal hatte er diesen einen Traum der ihn seit Ewigkeiten zu verfolgen schien . Und es war ihm jedesmal unmöglich gewesen danach wieder einschlafen zu können . Nicht, dass es ein Alptraum gewesen wäre, nein , ganz im Gegenteil, es war ein Traum auf den er sich eigentlich freute . Aber jedesmal lag er dann wach und war die Unruhe in Person .
Nicht nach außen hin, man sah es ihm nicht an , aber im inneren war er unruhig und aufgewühlt . Obwohl ihm der Traum sehr gefiel machte er ihm Angst, warum konnte er nicht sagen aber er war sich sicher , dass er ihm Angst machen würde .

Zunächst sah er immer ein Haus, ein aus roten Backsteinen gebautes Haus mit rötlichen Ziegeln gedecktem
Dach . Es war ein altes Haus auf dem Land , ringsumher waren weite Felder und grüne Wiesen.
Dann stand er immer auf einem Balkon , von welchem aus er seinen Blick üb

er die weiten Felder und Wiesen schweifen ließ. Er genoß die frische Luft und den leichten kühlen Wind der ihm sanft das Gesicht streichelte .
Er betrachtete immer den Horizont und sah schwarze Wolken heran nahen .
Er wußte es würde ein wunderbares Schauspiel der Natur geben, ein mächtiges , gewaltiges Gewitter würde ihn und das kleine rote Häuschen in kürze erreichen .

Die Szenerie wechselte erneut und er stand nun in mitten eines dieser weiten Felder , in der Ferne sah er das kleine, rote Haus und die schwarzen Gewitterwolken die sich näherten .
Wieder spürte er den Wind der immer stärker wurde und der ihn zu streicheln aufhörte .

All das geschah ohne jedes Geräusch, lautlos lief der Traum wie ein Film vor seinen Augen ab .

Er breitete die Arme aus , legte den Kopf in den Nacken und schloß die Augen um diesen Augenblick der totalen Harmonie und des Glücks zu genießen . Und dann, jedesmal wenn er die Augen wieder öffnete sah er eine bunt behangene Wäscheleine die im Wind tanzte . Hinter ihr nahten sich die schwarzen Kolosse des Himmels und er senkte den Blick . Und da war sie , das Mädchen seiner Träume , sie hockte vor einem mit Wäsche gefülltem Korb am Boden und blickte auf zu den schwarzen Riesen die auf sie zu kamen . Sie bemerkte ihn nie sofort . Sie starrte in den Himmel wie er auf sie starrte und erst nach einer Ewigkeit drehte sie sich plötzlich und unerwartet um und er sah in die wunderschönsten Augen dieses Lebens . Er war in ihnen gefangen , sie hatten seinen Willen gebrochen und er konnte ihnen nicht entkommen . Sie sagte nichts, alles lief weiterhin vollkommen lautlos ab .

Sie verharrten so eine Weile und er versuchte sie sich ein zu prägen . Ihr zärtliches Gesicht, ihre zierliche Gestalt , die langen , glatten, schwarzen Haare die unter einem Kopftuch versteckt waren , einfach alles .
In diesem Moment wurde ihm schwindelig und er kniete sich nieder, im exakt selben Moment erhob sie sich vom Boden, es war ein fliegender Wechsel denn nun stand sie und er hockte am Boden . Doch nicht eine Sekunde lösten sich ihre Blicke von einander . Sie stand da , bewegte sich nicht weiter und alles war wieder zur ruhe gekommen. Vollkommen Ruhe . Er sah in ihr Gesicht, konnte sich von ihren Augen lösen , betrachtete ihre lieblichen Lippen , die strahlend weißen Zähne die ihr sanftes lächeln Preis gaben .
Da stand sie und in ihrem Rücken dieser finstere Himmel , ein wahnsinniger Kontrast und wie er dachte das perfekte Bild . Und mit diesem Bild endete der Traum jedes mal und dann wachte er auf, unruhig und aufgewühlt, verwirrt von dem was er geträumt hatte .
Das schlimmste daran war sicher die Tatsache, dass er niemanden hatte mit dem er darüber reden konnte . Nicht, dass er keine Freunde hätte aber unter ihnen war niemand der ihn wirklich verstand , oder besser seine Sicht auf die Welt und die Dinge die er sah und eben auch diesen Traum .
Er war verzweifelt, suchte nach Rat und innerem Frieden .
Es war nach einer dieser besagten Traumnächte , als er in Gedanken versunken ziellos durch die Straßen seiner Stadt zog . Er schien in einer Raum und Zeitlosen Blase gefangen zu sein , niemand beachtete ihn und er schien nicht mehr Teil dieser Welt zu sein. Manchmal fühlte er sich auch eben so, als wäre er nicht Teil dieser Welt .
Es war ein ganz unscheinbares , kleines Plakat was ihn in diese Welt zurück holte, seine Blase zerstörte .
Es war ein kleines unscheinbares Werbeplakat . Auf ihm stand : „ Finde die Ruhe und den Frieden in Dir selbst . Laß die Welt hinter Dir und tauche ein in Dein eigenes ich und spüre die Kraft Deiner eigenen Seele.
Kleine Meditationsgruppe freut sich über Deinen Besuch . Jeden Freitag um 20 Uhr . Wo ? In der Sartre- Alle 9 , in der Halle auf dem Hinterhof . “
Es war Freitag , kurz nach 20 Uhr als er auf dem Hinterhof ankam . Er sah die Halle und öffnete vorsichtig die Tür zu der Halle . Er stand auf einem langen Flur und betrachtete das schwarze Brett und die vielen kleinen Zettel die an ihr befestigt waren . Einer stach im sofort ins Auge, wahrscheinlich weil er unterbewusst genau nach diesem gesucht hatte . Er las : „ Meditation, jeden Freitag, 20 Uhr in Raum 12 . “ Er ging langsam und mit vorsichtigen Schritten den Flur hinunter um nicht zu viel Lärm zu machen . Er wußte, dass er zu Spät war und dachte bereits daran wieder um zu kehren und nach hause zu fahren . Er stand vor der Tür mit dem kleinen weißen Schild und den schwarz eingravierten Zahlen eins und zwei .
Vorsichtig öffnete er die Tür und trat in einen großen und hellen Raum ein . Vor ihm saßen ungefähr zehn Leute mit dem rücken zu ihm auf dem Boden . Am anderen Ende mit dem Gesicht zu ihm ein alter Mann im Schneidersitz . Er wirkte sehr ruhig und strahlte etwas sehr liebevolles aus und er machte eine Bewegung die ihm zeigte , dass er sich setzten solle . Er setzte sich auf den Boden .
Der Mann fing mit einer ruhigen, fast einschläfernder , aber nicht langweiliger , Stimme an zu reden .
Er schloss seine Augen und lies die Stimme auf sich einwirken . Der Mann sagte sie sollen auf ihren Atem achten, ihn beobachten , ihm voll und ganz zuhören, ihn nicht mehr loslassen . Er versuchte es aber so einfach war es nicht, seine Gedanken schweiften immer wieder von seinem Atem ab. Dann auf einmal hörte er nichts mehr . Es war vollkommene Stille um ihn herum. Er spürte seinen Atem und er sah ein kleines , rotes Haus .
Es war sein Traum, der Traum und es war das erste mal, dass er ihn träumte wenn er nicht schlief , das erste mal, dass er ihn nicht zu Hause träumte und das erste mal, dass er ihn träumte und er zur gleichen Zeit seinen Atem spürte . Die Szenerie wechselte und er stand nun in mitten eines dieser weiten Felder , in der Ferne sah er das kleine, rote Haus und die schwarzen Gewitterwolken die sich näherten .
Wieder spürte er den Wind der immer stärker wurde und der ihn zu streicheln aufhörte .
All das geschah ohne jedes Geräusch, lautlos lief der Traum wie ein Film vor seinen Augen ab .
Er breitete die Arme aus , legte den Kopf in den Nacken und schloß die Augen um diesen Augenblick der totalen Harmonie und des Glücks zu genießen .
Und auch diesmal sah er das Mädchen, so wie er sie in jedem dieser Träume gesehen hatte .
Da stand sie und in ihrem Rücken dieser finstere Himmel , ein wahnsinniger Kontrast und wie er dachte das perfekte Bild . Und dann wachte er auf , dachte er , er wußte nicht genau ob er geschlafen hatte oder nicht . Er schaute sich um . Der große helle Raum war nicht mehr so hell und auch nicht mehr so voll . Die meisten Leute waren bereits gegangen . Ein paar Leute standen noch da und unterhielten sich .
Die Leute sahen alle sehr zufrieden und entspannt aus und als sie bemerkten, dass er wieder da war lächelten sie ihm zu . Er saß noch immer am Boden , da viel ihm jemand auf der vor dem Fenster stand . Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, sie stand mit dem Rücken zu ihm . Als sie sich plötzlich umdrehte bemerkte er die schwarzen Wolken am Himmel die er durch das Fenster hinter ihr sehen konnte. Dann sah er in ihre fesselnden Augen . Es war das Mädchen aus seinem Traum. Sie lächelten sich an . Er war glücklich, die Ruhe selbst .

Related h2g2 Link: The German School


Bookmark on your Personal Space


Conversations About This Entry

There are no Conversations for this Entry

Entry

A424306

Infinite Improbability Drive

Infinite Improbability Drive

Read a random Edited Entry


Written and Edited by

References

h2g2 Entries

Disclaimer

h2g2 is created by h2g2's users, who are members of the public. The views expressed are theirs and unless specifically stated are not those of the Not Panicking Ltd. Unlike Edited Entries, Entries have not been checked by an Editor. If you consider any Entry to be in breach of the site's House Rules, please register a complaint. For any other comments, please visit the Feedback page.

Write an Entry

"The Hitchhiker's Guide to the Galaxy is a wholly remarkable book. It has been compiled and recompiled many times and under many different editorships. It contains contributions from countless numbers of travellers and researchers."

Write an entry
Read more